Interview mit Anna Böhm

Anna Böhm ist die Autorin der Emmi und Einschwein Reihe. In der Reihe geht es um Emmi, die in einer Welt lebt, in der jeder einen magischen Begleiter bekommt und eigentlich hat sie erwartet an ihrem Fabeltag ein Einhorn zu bekommen, doch dann kommt aus dem Nebel ein Schwein mit Horn – Einschwein.  Den ersten Band durfte ich im Rahmen von #Bleibdu lesen und in diesem Zuge auch dieses Interview führen. Bevor ich mit dem Interview mit Anna Böhm anfange, möchte ich euch erst noch ein bisschen was über die Aktion erzählen.

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#Bleibdu

Die Aktion wurde von Katja (Netzwerk Agentur Bookmark) Britt (Authors Assistant) ins Leben gerufen. Bei der Aktion geht es um Mobbing – seine Facetten, Folgen und vieles mehr. Während der Aktion schreiben die verschiedensten Blogger zu diesen Themen ihre Blogposts, also haltet unbedingt die Augen auf. Die Aktion geht übrigens vom 29.04. bis zum 15.06.

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Das Interview mit Anna Böhm:

Hallo Anna, Danke für das Interview. Wir starten mal erstmal mit einer etwas allgemeineren Frage: Wie kam eigentlich deine Idee zu Emmi & Einschwein?

EINSCHWEIN war ursprünglich ein Hörspiel, das ich 2014 für Deutschlandradio geschrieben habe. Ich hatte meine Tochter gefragt, was in meinem neuen Hörspiel vorkommen soll. Sie war neun, und sie sagte: „Mach mal was mit einem Fabelwesen, das es noch nicht gibt. Aber was Lustiges.“

Zu dieser Zeit gab es, (wie jetzt immer noch), sehr viele Einhörner auf Hausschuhen und Tassen und so weiter. Und diese Einhörner waren so perfekt und sanft und hübsch. Da habe ich mich gefragt, wie es ist, wenn man sich eins von diesen feinen Einhörnern wünscht und das Gegenteil bekommt, und was denn das Gegenteil von einem Einhorn wäre. Und schon kam in meinen Gedanken ein unmagisches Schweinchen mit Horn angeschwebt.

Schnell habe ich festgestellt, dass es großen Spaß macht, sich zu jedem Menschen ein Fabelwesen auszudenken, und dabei entstanden Familie Brix und ganz Wichtelstadt.

 

In den Emmi & Einschwein Büchern hat ja jeder seinen eigenen Begleiter. Wenn du dir einen aussuchen könntest: Wie würde er aussehen, was könnte er und warum?

Papa Brix würde dir jetzt erstmal erklären, dass man sich kein Fabelwesen wünschen darf, aber wenn ich mir eins aussuchen könnte, hätte ich gern einen gesternten Drachen. Er kann Sterne spucken, und manchmal ist auch eine Sternschnuppe dabei, dann darf man sich was wünschen, und wenn einen jemand ärgert, spuckt er Jucksterne. Wenn es dunkel wird, leuchtet seine Drachenhaut, so dass man sich nie fürchten muss. Einschwein ist natürlich auch sehr süß, aber das ist ja schon an Emmi vergeben, und bislang ist es das einzige seiner Art.

 

Einschwein hat ja seine Magie nicht immer unter Kontrolle. Gibt es auch etwas was du nicht immer unter Kontrolle hast?

Wie viel Zeit hast du? Wenn ich jetzt mal so überlege, habe ich genau wie Einschwein meine Kulinarische Magie nicht immer unter Kontrolle. Ich koche nicht so gern; wir haben Zuhause einige Standardgerichte, die gibt es quasi jede Woche, und die Jungs vom Falafel-Laden kennen uns ziemlich gut. Außerdem kann ich meine Zeit ganz schlecht kontrollieren. Sie rinnt mir zwischen den Fingern weg, und dann bleibt zu wenig Zeit für Nicht-Arbeits-Dinge. Aber das kennt vermutlich jeder.

 

Was möchtest du Kindern mit deinen Büchern vermitteln?

Vermitteln in dem Sinne möchte ich nichts, denn jeder hat die Freiheit, aus einer Geschichte herauszupicken, was ihn interessiert. Aber ich freue mich, wenn ich merke, dass eine Geschichte zum Nachdenken anregt. Ich schreibe über Dinge, die mich selbst beschäftigen, oder als Kind beschäftigt haben. Menschlichkeit und Toleranz, Mitgefühl und Verständnis für die kleinen und großen Schwächen, die wir Menschen (und Fabelwesen) nun mal haben. In Geschichten lassen sich diese Schwächen viel leichter überwinden als in der Realität.

 

Ich habe die Reihe jetzt so interpretiert, dass es vor Allem darum geht das niemand perfekt ist. Ich hoffe, dass ich das richtig interpretiert habe, denn ich würde dich gerne fragen, ob du denkst, dass der Druck zum Perfektionismus auch schon auf Kinder ausgeübt wird und wie du dazu stehst.

Da hast du sehr recht! Durch die vielen Medien (und Werbung) werden Kinder schon früh mit Perfektion bombardiert. Das geht los mit Fotos von Basteleien und Rezepten, neben denen der eigene Schneemann oder Muffin immer wie Murks aussieht. Das zieht sich weiter und dann ist es nicht mehr der Muffin, sondern das eigene Zimmer, der Urlaub, die Familie und vor allem das eigene Aussehen.

Die Wichtelstädter Fabelwesen sind nicht perfekt, nicht mal das Einhorn, außerdem sind sie alle verschieden. Mit Einschwein wollte ich von jemandem erzählen, der mit seiner Unperfektion sehr zufrieden ist, und dessen Herz erfüllt ist von Fröhlichkeit und Toleranz. Denn eines ist mal sicher – Perfektion macht vielleicht schön, aber nicht glücklich.

 

Bei #Bleibdu geht es ja auch viel um Mobbing. Musstest du auch schon mal mit sowas Erfahrungen machen (Wenn du darauf nicht eingehen möchtest, ist das natürlich auch okay) und hast du einen Rat für jemanden in so einer Situation?

Meine Kindheit habe ich in Ostberlin in den 80er Jahren verbracht, da gab es diesen Begriff noch nicht, aber das Phänomen sehr wohl, und in unserer Klasse gab es zwei Kinder, die wurden wirklich schlimm gemobbt.

Ich komme aus einem Künstlerhaushalt, und sowohl ich als auch meine Schulkameraden haben schnell gemerkt, dass ich nicht so recht ins System passe, denn Kinder haben feine Antennen dafür, wenn jemand anders ist. Meine Eltern haben mich immer unterstützt, und ich bin Gemeinheiten aus dem Weg gegangen, in dem ich in der Schule eine Einzelgängerin war. Das hat zwar zu einigen einsamen Runden auf dem asphaltierten Schulhof geführt, aber auf diese Weise konnte mich niemand ausgrenzen. Am Wochenende hatte ich dann eine beste Freundin, die kam auch aus so einem Haushalt wie ich, das war meine Rettung.

Jemandem zu raten, finde ich sehr schwierig, denn es gibt viele Gründe, warum man in diese Situation geraten kann. Es ist bestimmt gut, es nicht zu sehr an sich heranzulassen, oder gar an sich zu zweifeln. Außerdem ist es wichtig, mit anderen zu sprechen, und diese Last (aus Scham) nicht allein zu tragen. Aus einer richtigen Mobbing-Struktur kommt man aus eigener Kraft nicht heraus, da braucht man Unterstützung.

 

Was ist deiner Meinung nach das Wichtigste, das man in deinem Buch passend zu #Bleibdu lernen kann?

Emmi lernt, zu sich und Einschwein zu stehen, obwohl es nun mal wirklich kein Einhorn ist. Am Anfang möchte sie mit Antonia befreundet sein, weil die so cool ist, dabei gibt es andere Kinder in der Klasse, die sind zwar nicht so cool, aber viel netter. Emmi versucht, noch freundlicher zu sein, aber davon wird es nur schlimmer. Erst, als sie sich traut, Antonia zu widersprechen, kommt sie aus dieser Spirale heraus. Und vielleicht gibt die Geschichte ein wenig Trost. Einschwein mag dich, egal was die anderen sagen.

 

Und noch eine allgemeinere Frage zur Aktion zum Schluss. Wie findest du eigentlich die #Bleibdu – Aktion und freust du dich sehr, dass du mit deinem Buch dabei bist?

#Bleibdu finde ich ganz toll! Man kann gar nicht genug über Mobbing sprechen, sich austauschen, es von allen Seiten betrachten und versuchen, es zu verstehen. Es scheint so, als ob die meisten Leute Erfahrungen damit gemacht haben, es ist also kein Randproblem einiger weniger „Opfer“. Da es im ersten Band von Emmi & Einschwein genau darum geht, wie man aus einer solchen Situation ausbrechen kann, finde ich es sehr schön, dass mein Buch dabei ist. Vielen Dank für Euer Engagement!!

Ich hoffe euch hat mein Interview mit Anna Böhm gefallen. Ich kann euch Emmi und Einschwein nur ans Herz legen. Anna Böhm hat da eine sehr süße und herzliche Welt erschaffen.

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